Die Internierung der Juden in Much
Den "Anfang vom Ende" des jüdischen Lebens in den einzelnen Orten, so auch in Rheidt und Mondorf festlegen zu wollen, ist gewiss schwierig. Sicher ist, dass bestimmte Maßnahmen Einschnitte bedeuteten :
28. 03. 1938 |
Gesetz über "Rechtsverhältnisse der jüdischen Kultusgemeinden": Synagogengemeinden verloren den Status als Körperschaften öffentlichen Rechts, ihr religiöses Leben versiegt unter der ständigen Bedrohung |
09. 11. 1938 |
"Reichskristallnacht", danach "verstärkte Auswanderung" (Zurückbleiben müssen v.a. arme und ältere Juden) |
10. 04. 1941 |
Besprechung über die "Umsiedlung der Juden aus dem Siegkreis ins Arbeitsdienstlager Much" im Landratsamt in Siegburg |
ab |
wird Zusammenlegung der Juden in einzelnen Wohnorten eingeleitet (Anordnung der GESTAPO, Leitstelle Köln) |
bis |
Räumung "arischer" Häuser durch Juden und deren Unterbringung in jüdischen Häusern (in Mondorf : Provinzialstr. 53); freiwerdende Wohnungen sollen in erster Linie "luftangriffgeschädigte und minderbemittelte kinderreiche Familien" erhalten |
07. 06. 1941 |
Die jüdischen Familien, deren Haushaltsvorstände "nicht im Arbeitseinsatz stehen", erhalten auf vorgedruckten Schreiben eine Nachricht über die bevorstehende Umsiedlung nach Much |
vermutlich |
Abschluss der Umsiedlungsaktion, die meist per LKW erfolgte. Genaue Anzahl unklar, maximal ca. 115 Juden |
Das Lager Much war Mitte der
30er Jahre als Reichs - Arbeits - Dienst - Lager errichtet worden; es
wurde am 04. 12. 1940 vom RAD geräumt.
Es verfügte über
Küche Tagesraum, 3 Schlafräume, mehrere kleine Räume.
Bei
Bezug durch die Juden befand sich das Lager in einem baulich sehr
schlechten Zustand. Es wurde eingezäunt und von der Ortspolizei
unregelmäßig kontrolliert
Die Juden mussten einen
Mietvertrag unterzeichnen und einen hohen Mietpreis zahlen; es galt
eine Lagerordnung.
"Vergabe von Heimarbeit"
erfolgte durch die Metallwerke "Elektra" in Gummersbach
("leichte Heimarbeit an Tischen"), außerdem der
Firmen Ley (Dichtungsprofile) und Hagen (vermutl.
Drahtseilverarbeitung) aus Siegburg.
Einige Lagerinsassen fanden
Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben der Umgebung.
Im Lager herrschte große Lebensmittelknappheit; die Ausübung "religiöser Gebräuche" war möglich.
Im Herbst 1941 Beginn der Massendeportationen im Reich "nach Osten". Die "Evakuierung" des Lagers Much erfolgte in 4 Schüben :
14.06.1942 08.30 Uhr von Much nach Bonn,jüdisches Gemeinschaftshaus, dort 15.06.weiter "nach Osten"
14.06.1942 12.30 Uhr von Much nach Köln - Deutz, Messehalle, dort 15.06.weiter ins "Altersghetto Theresienstadt"
19.07.1942 von Much nach Köln - Deutz, von dort 20.07."nach dem Osten"
27.07.1942 08.00 Uhr von Much nach Köln - Deutz, von dort nach Theresienstadt
Für den Transport nach Theresienstadt waren zunächst Juden mit Kriegsauszeichnungen (ab Eisernes Kreuz I. Klasse), Juden über 65 Jahren und schwerkriegsbeschädigte Juden vorgesehen. Ursprünglich war wohl beabsichtigt, sie nicht zu töten; später wurden sie doch in die Vernichtungslager gebracht.
Informationsquelle : Reifenrath, B.: Die Internierung der Juden in Much, Siegburg (Geschichts und Altertumsverein, H. 15) 1982
"Gewalt
beendet keine Geschichte"
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